By Anna Hauer

Period Poverty: wenn die Menstruation nicht nur dem Uterus wehtut

Man kann sich die Periode nicht aussuchen. In den allermeisten Fällen jedenfalls. Neben PMS-Beschwerden, Schmerzen und Einschränkungen im Alltag kommt auch noch der Bedarf an Tampons, Cups, Slipeinlagen, Periodenunterwäsche oder Binden hinzu, der monatlich auf die Geldtasche drückt. Und das nicht nur bei Gutverdienerinnen* und Frauen* ohne finanzielle Sorgen. Der Begriff “Period Poverty” umschreibt mangelnden Zugang zu Hygieneprodukten, sanitären Anlagen sowie zwenig Aufklärung und Bildung in diesem Bereich. 

Period Poverty zusammengefasst

Zu jedem gegebenen Zeitpunkt menstruieren ca. 800 Millionen Menschen gleichzeitig. Period Poverty (oder Periodenarmut) betrifft ungefähr 500 Millionen Menschen weltweit. Für diese Menstruierenden sind Hygieneartikel während der Regel nicht leistbar. Was das mit sich bringt? Schwierigkeiten, am Alltag teilzunehmen, zur Arbeit, zur Schule oder Ausbildung zu gehen.

Mangelnde Aufklärung und kursierende Stigmata (wie die Periode ist unrein) bedeuten häufig soziale Ausgrenzung. In manchen Ländern wie Ghana dürfen Menstruierende kein Essen für andere zubereiten, keine Tiere berühren, werden von religiösen Aktivitäten ausgeschlossen und haben keinen Zugang zu Sanitäranlagen. 

Der finanzielle Aspekt der Periode

Binden, Tampons, Slipeinlagen, Periodenunterwäsche, Cups,... Laut einer Umfrage der Huffington Post zahlt eine menstruierende Person über 500 Euro pro Jahr für Hygieneprodukte. In zehn Mitgliedsstaaten der EU wird eine “Tampon-Steuer” von bis zu 20 Prozent eingehoben (daran soll sich glücklicherweise 2022 etwas ändern). Auch in den USA gibt es in den meisten Staaten diese Steuer, während andere Dinge, die nicht zum Grundbedarf zählen, steuerfrei sind, wie beispielsweise Viagra (oder skurrile Ausnahmen wie Ausgaben der Bibel in Maine). 

Personen ohne fixen Wohnsitz oder Arbeit sind häufig von Periodenarmut betroffen: In Deutschland müssen Empfänger:innen des Arbeitslosengeldes II mit nicht einmal 20 Euro pro Monat auskommen. Ein Betrag, der neben Periodenprodukten auch Arztbesuche, Medikamente, Duschgel, Zahnpasta und andere Hygieneartikel finanzieren soll. Dieser Satz wird für Menstruierende nicht erhöht. 2020 wurde die deutsche “Luxussteuer” von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt. Eine Erleichterung, aber keine Lösung des Problems.

In Entwicklungsländern muss oft die Entscheidung zwischen einem Monatsbedarf an Hygieneprodukten und dem Erwerb von Nahrungsmittel fallen: Eine Packung mit zwölf Binden kostet in Guatemala soviel wie die Menge an Bohnen, mit der man eine vierköpfige Familie für fünf Tage lang ernähren kann. 

Die sozialen Kosten der Period Poverty

Fehlender Zugang zu Hygieneartikeln und Sanitäranlagen kann laut Studien zu erhöhtem Depressionsrisiko führen. Trans-Personen können unter dem Vorurteil leiden, dass die Menstruation nur Frauen* “vorbehalten” ist. Wenn zu unpassenden Alternativen gegriffen wird oder Periodenprodukte länger verwendet werden, als sie sollten, kann das auch physisch gefährlich werden: Bakterien und Viren können sich vermehren und Infektionen und Entzündungen in den Genitalien und in der Blase hervorrufen. 

Der Mangel an Hygieneprodukten und Sanitäranlagen schränkt außerdem häufig die Arbeitsfähigkeit ein: In Bangladesch blieben drei Viertel der Frauen der Arbeit rund sechs Tage pro Monat fern, da sie sich keine Periodenartikel leisten konnten, bis Binden zur Verfügung gestellt wurden. Die Abwesenheit ist dadurch stark zurückgegangen.

Ähnliches zeichnet sich in der Schule ab: Oft bedeutet das Einsetzen der Pubertät eine starke Einschränkung der Möglichkeiten der Mädchen*, da sie aufgrund von ungehindertem Blutfluss oder Geruch nicht am Unterricht teilnehmen können. 

Was du tun kannst

Damit sich etwas ändern kann, muss Periodenarmut mehr Platz im täglichen und öffentlichen Diskurs einnehmen. Beispielsweise kannst du Organisationen wie zana Africa Foundation mit einer Spende unterstützen. Höre dich auch lokal in deiner Nähe um, ob und wie du Obdachlosenheime oder wohltätige Vereine unterstützen kannst. Was du noch machen kannst: Zeit investieren. Über Periodenarmut sprechen und Beiträge der Plattformen, die das Problem thematisieren, (auf den sozialen Netzwerken) teilen. Wer weiß, vielleicht bringt ein Share auf deinem Instagram-Profil jemanden dazu, zu spenden oder sich mit dem Thema auseinanderzusetzen? 

 

Wichtig! Dieser Artikel darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung herangezogen werden, da er sehr allgemein gehalten ist. Wenn du Beschwerden hast, dich krank fühlst (physisch oder psychisch) oder noch mehr zu diesem Thema wissen möchtest, hole bitte ärztlichen Rat ein. 

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Quellen:
Medical News Today (Artikel zu Period Poverty)
Policylab (Artikel zu Period Poverty)
Women Now Ghana (Artikel zu Bedingungen in Ghana)
Global Citizen (Artikel zu Tampon Tax)
Global Citizen (Artikel zu Period Poverty in Südafrika)
Rewire News Group (Artikel zu Menstrual Inequality)
zana Africa (Informationen zu Menstruation in Afrika)
Plan-international.at (Artikel zu Period Poverty)
Marieclaire (Artikel zu Tampon Tax in den USA)